Holz – Element der Natur. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt bedeutet auch grundsätzliche Entscheidungen zu treffen – zum Beispiel über den Baustoff und das Bausystem. Holz ist ein heimischer und vor allem nachwachsender Rohstoff.
Diese natürliche Ressource hat der Dornbirner Architekt Johannes Kaufmann dazu genutzt, um mit seinen mehrgeschossigen Holzbauten für Furore zu sorgen. Er schöpft das tiefe Wissen rund um die Holzbautradition aus einer alten Vorarlberger Zimmermannsdynastie. Mit seinem „Holzregal“ hat es win4wien geschafft, Architektur und ein ökologisch natürliches Wohngefühl mit gleichzeitiger Schonung von Ressourcen zu einen.
Projekt & Typologie
Mit der Einführung der neuen Wiener Bautechnikverordnung und den OIB-Richtlinien ist es seit 2008 möglich, mehrgeschossige Holzbauten zu errichten. Diese Änderungen haben viele Innovationen möglich gemacht. Das mehrgeschossige Gebäude wurde zum überwiegenden Teil in ökologischer Holzfertigbauweise errichtet. Ein Holzskelettsystem übernimmt alle statischen Funktionen und gewährleistet gleichzeitig hohe Flexibilität.
Die Vielfalt, welche selbst in einem kleinen Gebäude geboten werden kann, zeigt sich hier im Holzregal auf beeindruckende Art und Weise. So befinden sich in der Erdgeschoßzone sieben Büro- und Geschäftsflächen, in den Obergeschoßen 16 Wohnateliers und am Dach selbst, ein Allgemeinraum, der als Ausstellungsraum/Atelier aber auch als Kommunikationsbereich Verwendung finden kann.
Die Wohnateliers selbst (ab dem 1. Obergeschoß) bestechen durch ihre großzügige Planung, Raumhöhen von rd. 2,73 m (was deutlich höher ist als baurechtlich gefordert) sowie Holzsichtelemente, durch die die Natur spürbar wird. Die Ausführung der Einheiten als Maisonetten sorgt für zusätzlichen Wohnkomfort und vor allem ein zusätzliches Gefühl von Großzügigkeit.
Jeder Einheit ist ein Freiraum in Form von Loggien oder Terrassen zugeordnet. Die Fassade wurde in Form von vorgehängten, hinterlüfteten Holzpaneelen ausgeführt. Die Geländer der Loggien, Balkone und Terrassen kamen als Plattenfassade zur Ausführung.
ATELIERWOHNUNGEN im ÖKOLOGISCHEN WOHNBAU
Ergänzend zum Projekt „Raumwahrnehmung“ wollte man mit dem Holzregal speziell Freischaffende, Künstler und Freigeister ansprechen. Die Möglichkeit der Nutzung des Allgemeinraumes für Ausstellungsflächen, zusätzlich anmietbare Atelierflächen im Erdgeschoß und das Flair des Vorplatzes sowie des Nebengebäudes, mit seinen künstlerisch gestalteten Elementen, bieten Raum für einmalige Inspirationen.
Die Entstehung des Holzregals
Das „Holzregal“ besteht aus einzeln gefertigten Raummodulen, die sich durch ihre clevere Systematik auszeichnen. Durch die modulare Planung sind passgenaue Vorfertigungen im Werk möglich, die auf der Baustelle innerhalb kürzester Zeit zusammengesetzt werden. Dies führt zu wesentlich geringeren Bauzeiten und Belastungen im Zuge der Errichtung. Davon profitieren die zukünftigen Bewohner*innen sowie Nachbarschaft und Natur. Holz ist außerdem ein Werkstoff, der durch hohen Wohnkomfort punktet. Durch die Verwendung von ökologischen Werkstoffen steigt auch das Umweltbewusstsein.
Erschließung
Der Zugang erfolgt zentral vom „Kulturplatz“ aus. Der „Erschließungsturm“ hebt sich in Höhe und Materialität vom restlichen Gebäude ab und schafft im obersten Bereich einen räumlichen Konnex mit der Fußgängerbrücke.
Über das zentrale Stiegenhaus erreicht man auch die am Dachgeschoß befindliche Fußgängerbrücke, die das Freigeschoss des Hauptgebäudes mit dem Park im Norden verbindet. Somit ist ein direkter, barrierefreier Zugang in den Park möglich, der nicht nur den Bewohner*innen, sondern auch Besucher*innen offensteht.
„Klimaschutz ist viel mehr als nur ein Schlagwort. Nachhaltigkeit ist im Wohnbau ein entscheidendes Kriterium“
Mag. Heinz Honas, Geschäftsführer
Fakten zum Projekt
Projekttitel: Brauerei Liesing „Holzregal“
Adresse: 1230 Wien, Breitenfurter Straße 376
Projektart: Wohnanlage mit 16 geförderten Wohnateliers / Wohnstudios (Maisonetten)
Freiflächen: Terrasse, Balkon, Loggia
Gemeinschaftsbereiche: Kulturplatz, Ausstellungsraum mit Gemeinschaftsterrasse,
Freigeschoss im Wohnhaus
Geschäfte: 7 Einheiten im Erdgeschoss mit Loggia (Eigentumsoption)
Garage: Tiefgaragenplätze
Architektur
Architektur: Johannes Kaufmann
Mitarbeit Architektur: Daniel Bammer, Rainer Gebhardt
Bauherrschaft: win4wien Bauträger GmbH
Tragwerksplanung: merz kley partner, Dr. Ronald Mischek ZT GmbH
Fotografie: Norman Radon
Fertigstellung: 2010