Kunst kann viel für den sozialen Wohnbau und seine Bewohner leisten. Denn Kunstwerke ermöglichen neue Sichtweisen auf eine Immobilie, die es sonst nicht gäbe. Für dieses Projekt sind Künstler*innen, Architekt*innen und Bauträger*innen – bildlich gesprochen – vor dem ersten Strich zusammengekommen und haben über die Zusammenführung von Architektur und Kunst im sozialen Wohnbau diskutiert. Schlussendlich haben sich Architekt und Künstler zum Thema „Raumwahrnehmung“ gefunden und ihre Ideen im Rahmen dieses einzigartigen Wiener „Kunst am Bau“ Projektes verwirklicht.
Kunst am Bau schafft auch einen sozialen Mehrwert. Die Aufenthaltsqualität steigt für all diejenigen, die in der Immobilie wohnen oder arbeiten. Zum anderen fördert Kunst und Kultur die Identifikation mit dem Objekt, was letztlich zu einer höheren Standorttreue führt.
„Es sind die Kunstwerke, die einem Wohnbau den außergewöhnlichen Charakter verleihen.“
Mag. Michaela Mischek-Lainer, Geschäftsführerin
Eva Schlegel und Michaela Mischek-Lainer haben aus 28 Vorschlägen die kuratorische Auswahl der Künstler*innen getroffen, die auch von der Jury des Bauträgerwettbewerbs sehr positiv bewertet wurden
Deckengestaltung im Freigeschoss
Esther Stocker verwendet eine geometrische Gitterstruktur in Schwarz und Weiß, mit der sie die Decke des Freigeschosses im schwebenden Schlangenbaukörper überzieht. Das Raster nimmt eine scheinbare Stereotypie auf, die jedoch aufbricht und das Auge beschäftigt, den Verlauf der schlängelnden Gegebenheit des Gebäudes nachvollzieht und der Räumlichkeit zusätzliche Lebendigkeit vermittelt.
Farbgestaltung zur Orientierung
Heimo Zobernig hat für jedes der Treppenhäuser ein farbliches Konzept gewählt und auf diese Weise unterschiedlich, aber formal in der gleichen Schlichtheit gestaltet. Dadurch ergibt sich einerseits ein Wiedererkennungseffekt mit einer guten Orientierungsmöglichkeit, andererseits Individualität für jedes Stiegenhaus.
Windskulptur
Die sechs bunten Segel von Martin Walde agieren als lebendige Stützpunkte innerhalb des Parkgeländes – signalfarbene Fahnen, die den Freiraum einteilen und den natürlichen Gegebenheiten von Wind und Regen widerstehen. Sobald Wind einwirkt, bewegen sich die Segel langsam, als ob sie von Menschenhand bewegt werden. In ihrem Formenspiel entsteht nicht nur ein variationsreicher Blickfang – die Segel erzeugen individuelle Nischen, die die Grünfläche für Aktivitäten attraktiver machen.
Verspiegelte Lichthöfe
Mittels drei Spiegeln, die in unterschiedlichen Winkeln am Boden der Innenhöfe angebracht sind, gestaltete Eva Schlegel ihre Intervention. Dies führt zu einer Konzentration der Lichtintensität innerhalb der Lichthöfe. Die horizontale Ebene spiegelt den Himmel und vermittelt den Witterungszustand.
Besichtigungswohnung
Wohnen ist eine positive, ökonomische Organisation: Das Zusammenrücken, das Stapeln Einzelner auf minimalem Platz. Marcus Geigers Konzept war, eine konkrete Wohnung zu gestalten, die er leer beließ, um die radikale Ordnung mit einem Fehler sichtbar zu machen. Neue Ordnung wird thematisiert, indem man eine "Zelle" weglässt, herausnimmt oder gar nicht erst baut. Die Einsicht-Durchsicht als "Raumwahrnehmung".