Soziale Durchmischung. Drei Architektenteams haben auf einem fast 23.000 m² großen Areal entlang der Kaiserebersdorfer Straße – entsprechend ihrem städtebaulichen Ansatz einer „stimulierenden Vielfalt“ – ein überaus breit gestreutes Wohnungsangebot mit abwechslungsreichen Gemeinschaftseinrichtungen in den stark miteinander verwobenen Bauteilen entwickelt.
Interessant bei diesem Projekt sind die unterschiedlich gestalteten Wohnmöglichkeiten, die an verschiedene Lebensbedingungen im 21. Jahrhundert angepasst werden können. Beispielsweise wurde zum ersten Mal ein Heimkino für die Bewohner eingerichtet – eine Innovation im gemeinnützigen Wohnbau.
Projekt & Typologie
Die unterschiedlich hohen Baukörper (ein bis neun Etagen) sind durch „Brücken“ verbunden und schaffen so überdachte Freibereiche, die auch bei Schlechtwetter genützt werden können. Ein besonderer Bauteil ist die über 40 Meter freitragende Wohnbrücke zwischen zwei Gebäuden.
Dieses Wohnprojekt zeichnet sich nicht nur durch eine besonders spannende Architektur aus, sondern wird vor allem auch ökologischen Ansprüchen gerecht.
Großes Heimkino
Hier kann man echtes Kino zuhause erleben. Ein zweigeschossiger Heimkinosaal mit einem Platzangebot für bis zu 20 Personen steht allen Bewohner*innen für private Filmvorführungen zur Verfügung. Aus einem eigenen Vorführraum werden Filme, Videos oder Urlaubsbilder auf die große Leinwand projiziert. So wird ein Abend mit Freunden zum Ereignis!
Soziale Durchmischung
Die Koppelung neuartiger Wohnformen ermöglichen in einer nahezu einzigartigen Art und Weise, dass sich die Wohneinheiten den stetigen Veränderungen und Bedürfnissen ihrer Bewohner*innen anpassen.
Bei „Generationenwohnen“ leben mehrere Generationen unter einem Dach. Die Wohnbereiche sind aber über eigene Eingänge getrennt erreichbar. Kinder bei getrenntlebenden Familien mit gemeinsamer Obsorge profitieren von nebeneinanderliegenden Wohnungen mit einem verbindendem Spielflur oder Verbindungstüren zu beiden Elternteilen. Bei „Wohnen und Arbeiten“ ist der Wohnung ein Büro angeschlossen – ein innovativer Ansatz, wie sich im Rückblick auf das Jahr 2000 zeigt. Junge Leute bevorzugen „Wohngemeinschaften“, die am besten funktionieren, wenn private Räumlichkeiten klar abgegrenzt sind. Wohnzimmer und Küche sind hingegen der gemeinsame soziale Treffpunkt.
Ökologie und Grünraumgestaltung
Für die besonders ökologische Architektur wurde die Wohnhausanlage mit dem Ökopass ausgezeichnet. Dieses Gebäudebewertungssystem vom Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie (IBO) legt besonderes Augenmerk auf eine möglichst umweltfreundliche Bauweise und Ausstattung, die die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Bauwerk und Umwelt berücksichtigen.
Fahrradwerkstatt
In der Fahrradwerkstatt kann man den nicht mehr ganz fahrtauglichen Drahtesel wieder in Schuss bringen – alleine oder mit Freund*innen. So kann man den Komfort eines Gemeinschaftsraumes nützen und dort sein Fahrrad reparieren oder servicieren.
Emerging Architecture / Kommende Architektur
Die vom Architekturzentrum Wien ins Leben gerufen Ausstellung Emerging Architecture / Kommende Architektur präsentiert junge Baukunst aus Österreich und eröffnet Realisierungschancen für zehn junge Architekturbüros. Im Blickpunkt stehen nachhaltige Lösungen für die aktuellen sozialen, typologischen und energetischen Fragen.
Im Anschluss an die erste Ausstellung im Jahr 2000 wurde von der Mischek-Unternehmensgruppe ein Wohnbauwettbewerb veranstaltet, aus der sich eines der zehn Teams für die Wohnanlage "Gemeinsam in die Zukunft" in Kaiserebersdorf qualifiziert hat. Aus der erfolgreichen Zusammenarbeit der Architekt*innen beim Projekt ist später das Architekturbüro RieplKaufmannBammer in Wien hervorgegangen.
© Architekturzentrum Wien, Grafik: Krieger|Sztatecsny, Büro für visuelle Gestaltung
„Ein eigenes Zuhause gehört zu den wichtigsten Dingen im Leben.“
Mag. (FH) Alexander Gluttig, Geschäftsführer
Fakten zum Projekt
Projekttitel: „Gemeinsam in die Zukunft“
Adresse: 1110 Wien, Kaiser-Ebersdorfer Straße 79 + 85
Projektart: 323 geförderte Mietwohnungen mit Eigentumsoption
Freiflächen: Eigengarten, Loggia, Balkon, Terrasse
Gemeinschaftsflächen: Biotop, Sauna, Kleinkinderspielplätze, Jugendspielplatz, Heimkino
Geschäfte: Ordination, Kinderbetreuungsverein
Garage: Tiefgarage mit 323 Stellplätzen
Architektur
Architektur: RiepIRiepl, Johannes Kaufmann, lichtblau.wagner
Freiraumplanung: DI Heike Langenbach
Bauherrschaft: win4wien Bauträger GesmbH
Fotografie: Günter Laznia, Jana Madzigon
Fertigstellung: 2007
Auszeichung